Allgemeine Überlegungen zur kritischen Knicklast
Es wurde bereits an Beispielen gezeigt, wie man die kritische Knicklast eines Systems bestimmt. Durch das Aufstellen der
Gleichgewichtsbedingungen am verformten System, kann man rechnerisch feststellen unter welcher Last sich das System im
ausgelenkten Zustand in Ruhe und somit im indifferenten Gleichgewicht befindet.
Es soll jetzt nochmals ganz allgemein zusammengefasst werden, was diese Grenze der kritischen Knicklast für das
System und seine Stabilität bedeutet.
-
F < Fki:
ist die Druckkraft auf den Stab F kleiner als die kritische Knicklast Fki, so ist nur die
stabile senkrechte Gleichgewichtslage möglich. Wenn man den Stab in eine ausgelenkte Lage bringt, strebt er,
nachdem er losgelassen wurde, sofort wieder in seine senkrechte Ausgangsposition, da sich immer rückstellende Kräfte
oder momente ergeben, die den Stab stabilisieren.
-
F = Fki:
Wenn die Last F genau der kritischen Knicklast Fki
entspricht, geht die Eindeutigkeit der Lösung verloren. Außer der geraden Gleichgewichtslage
sind noch unendlich viele Nachbargleichgewichtslagen möglich. Das System bleibt in jeder ausgelenkten Lage, in die
es gebracht wird und verharrt auch in ihr, wenn es losgelassen wird. Es herrscht indifferentes Gleichgewicht.
Nur in diesem Zustand können die Gleichgewichtsbedingungen am verformten System erfüllt werden.
-
F > Fki:
Überschreitet die Druckkraft F die kritische Knicklast Fki
des Systems, ist die absolut senkrechte und gerade Form des Stabes eine Gleichgewichtslage. Dies kann man sich anhand des
Beispiels von der vorherigen Seite erklären,
φ = 0
also die unverformte Lage war immer möglich, unabhängig von der Höhe der Druckkraft F.
Diese gerade Gleichgewichtslage ist aber bei
F > Fki
instabil und bereits eine sehr kleine Störung führt zu einem katastrophalen Anwachsen der Verformung. Da in der Praxis
allerdings keine ideal geraden Stäbe vorkommen und daher in der Realität immer eine kleine Störung vorhanden ist,
ist hier kein Gleichgewicht mehr möglich.
Merke! |
|
-
Unterhalb der Knicklast
F < Fki
befindet sich der Stab im stabilen Gleichgewicht, jede Auslenkung verschwindet
nach Wegnahme der Störung wieder.
-
Wenn
F = Fki
herrscht indifferentes Gleichgewicht, der Stab bleibt in jeder Lage in die er gebracht wird.
-
Oberhalb der Knicklast
F > Fki
ist praktisch kein Gleichgewicht mehr möglich, eine kleine Störung führt
zum Stabilitätsversagen des Systems.
|